Qualifikationswettkampf der deutschen Frauen zum Auftakt der WM nicht optimal - Hindermann, Brinker und Chusovitina haben Finalchancen 30 Stunden Hoffen, Bangen und Zittern |
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Stuttgart. Die deutschen Frauen ha- ben bei der WM ordentlich geturnt - und müssen nun warten, warten, warten. Erst heute Abend steht fest, ob sie bei Olympia dabei sind. |
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Der Tiefpunkt freilich war erreicht, als am Schwebebalken die ersten drei Turnerinnen (Joseline Möbius, Hindermann, Chusovitina) ebenfalls abstürzten, und bei den Balken- Übungen von Katja Abel und Anja Brinker so richtig gezittert werden durfte. "Wir waren geschockt und überrascht zugleich, weil in der Vorbereitung alles so gut gelau- fen ist", sagte Marie-Sophie Hindermann, die Tübingerin. Offenbar hat die aufmun- ternde Ansprache des Trainerteams dann gewirkt: Am Boden und beim Sprung "ha- |
ben wir nochmal die Sau rausgelassen" (Brinker) und "die Halle gerockt" (Hinder- mann). Das klang schon besser, war aber gewiss ein wenig übertrieben. Am Boden turnten die ersten vier Deutschen immerhin so gut, dass die an einer Rückenmuskelver- härtung leidende Oksana Chusovitina gar nicht mehr auf die Fläche musste. Ulla Koch war realistischer: "Ich habe mich geärgert, dass uns die Ukraine kurz vor Schluss doch noch überholt hat." Dennoch hatten vor allem Marie-Sophie |
Hindermann und Anja Brinker allen Grund, zufrieden zu sein: In der Mehrkampf-Einzel- wertung ragieren die beiden 16-Jährigen nach vier von zehn Durchgängen auf den Plätzen sechs und sieben mit den besten Aussichten, das am Freitag stattfindende Mehrkampffinale zu erreichen. "Ehrlich ge- sagt habe ich mir darüber noch gar keine Gedanken gemacht", sagte Marie-Sophie Hindermann, die ein wenig glücklich darü- ber war, dass ihre zwei Stürze vom Schwe- bebalken vielleicht ohne Folgen bleiben. |
Die ganze Unsicherheit konnte nicht darü- ber hinwegtäuschen, dass das deutsche Traumduett dieser WM schon am ersten Tag gefunden war: Die 1,68 Meter große Marie-Sophie Hindermann, die schon als "deutsche Chorkina" bezeichnet worden ist, und die 1,52 Meter kleine Anja Brinker, die so nervenstark ihre Übungen auf die Matte gezaubert hatte. "Wir sind im Team die besten Freundinnen", sagte Anja Brinker, die Gymnasiastin aus Herkenrath. Wie es sich für Freundinnen gehört, teilen sich die |
Turnerinnen währen der WM das Hotel- zimmer und hängen auch sonst ziemlich oft zusammen. Jetzt können sie sich gemein- sam mental auf das Mehrkampffinale vorbe- reiten. Die optimale Bilanz heute Abend könnte also so aussehen: Die Mannschaft bei Olym- pia, Hindermann und Brinker im Mehr- kampf-, Chusovitina im Sprungfinale. Könnte. "Ich glaube", sagte Marie-Sophie Hindermann, "das werden die schlimmsten 30 Stunden meines Lebens." Jürgen Roos |